Aus gegebenem Anlass ist es mal wieder an der Zeit für eine persönliche Anekdote.
Ich bekam im jungen Erwachsenenalter von 2 unterschiedlichen Personen, die sich untereinander nicht kannten, mit einem geringen zeitlichen Abstand die gleiche Postkarte geschenkt…
Darauf stand: „Ich bin kein Klugscheißer - ich weiß es wirklich besser!“
Über die erste habe ich noch milde gelächelt.
Bei der zweiten stellte ich mir Fragen… ;-)))
Ich war eines der Kinder, die schon früh mit dem Sprechen angefangen haben. Auch mein Wortschatz war schnell recht groß, ausführlich und dem biologischen Alter ziemlich weit voraus…
Meine Eltern und deren Umgebung schoben diesen Umstand darauf zurück, dass ich ein Einzelkind war und viel von erwachsenen Menschen umgeben.
Die sprachlichen Fähigkeiten, mein Spaß, diese auch zu nutzen und eine von Beginn existente Neugierde auf die Welt und wie sie funktioniert… alles beste Voraussetzungen für einen kleinen Klugscheißer… ;-)))
So hinterfragte ich schon früh so ziemlich alles… Warum ist das so? Warum soll „man“ das so machen? Wer hat das erfunden? Warum machen die das? Warum, wieso, weshalb… Es blieb auch meist nicht bei einer einzelnen Frage - die jeweiligen Antworten bargen ja schließlich immer weitere, neue und spannende Fragen… Und mein Papa.. na, den nannte ich „wandelnde Enzyklopädie“. Mein Papa hat ein großes und tiefes Wissen, welches er auch gern und umfassend weitergab und weitergibt. ;-)
Und die Antworten merkte ich mir, verifizierte sie zum Teil selbst und gab sie an anderer Stelle auch gern - und manchmal auch ungefragt - an jeden weiter, der mir über den Weg lief.
Das kam nicht immer gut an…
Oft fand man mich in meiner Art „niedlich“, was mich selbst allerdings auf die Palme brachte…. Kennt ihr den Cartoon mit dem weißen Kaninchen: „Ich bin nicht niedlich!!!!!!“ ;-)
Und mindestens genauso oft fand man mich sicherlich nervig…
In der Schule wurde ich insbesondere im Religionsunterricht ständig vor die Tür gesetzt, weil ich die biblischen Wunder hinterfragte und „entwunderte“, indem ich sie rein wissenschaftlich erläuterte…
Und meine arme Mama war mir natürlich stundenmäßig im Alltag am meisten ausgesetzt und bekam meine Rede- und Diskutierfreude am stärksten ab.
Irgendwann, gegen Ende einer längeren Diskussion (ich war ca. 9-10 Jahre alt), atmete sie schwer durch und sagte: „Musst du eigentlich immer das letzte Wort haben?“
Und was hab´ ich geantwortet? …
„Na, ich konnte doch nicht wissen, dass dir genau jetzt nichts mehr einfällt…“
…
Ich bin so dankbar, dass ich eine so tolle Mama habe, die über eine solche - ziemlich frech anmutende - Bemerkung einfach herzhaft lachen konnte und ich mir keine Ohrfeigen oder Beschimpfungen habe einfangen müssen.
Und was ist nun der aktuelle Anlass?
Gerade gestern kam meine Mutter aus einem Kurzurlaub zurück und brachte mir eine Tasse mit.
Drauf steht: „Klugscheißer“
;-)))
Na - wer hat jetzt das letzte Wort??? ;-)
Bleibt neugierig!
Bis zum nächsten Mal
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