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Janina Jörgens

Liebe Eltern, passt gut auf euch auf! Eure Kinder brauchen starke Eltern!


Kind auf Mamas Rücken


Ein autistisches Kind in der Familie stellt in aller Regel den „normalen“ Familienalltag auf den Kopf.

Die Eltern werden leider allzuoft Opfer von gutgemeinten, jedoch leider oft nicht hilfreichen, Ratschlägen aus der Nachbarschaft, dem Bekanntenkreis, welcher unbemerkt oft immer kleiner wird… und nicht zuletzt - und dafür meist umso schmerzhafter - aus den Reihen der eigenen Familie.

 

Immerhin wird Autismus nach und nach „bekannter“, rückt mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft. Auch wenn Film- und Serienfiguren wie Sheldon Cooper, Rainman oder The good doctor meist nur stereotype Bilder des Spektrums zeigen, bieten sie doch gute Ausgangspunkte für Gespräche. Auch weniger gute Beispiele sind immerhin Beispiele, über die sich diskutieren lässt. 

Das autistische Spektrum ist so breit gefächert und so facettenreich, dass es sich leider kaum „mal eben“ vollumfänglich darstellen lässt. Es muss also von möglichst vielen unterschiedlich gelagerten Fällen, Erlebnissen und Situationen berichtet werden, um ein korrekteres, buntes und mindestens 3-dimensionales Bild zu erhalten.

 

So läuft die Aufklärung zum Thema Autismus überall an, mal effektiver und mal weniger… aber immerhin!

 

Was aber, wenn man nun ein Kind mit Autismus und zusätzlich PDA-Profil hat? 

(PDA-Pathological Demand Avoidance; auf deutsch: pathologische Anforderungs Vermeidung)

 

Da zeigen sich plötzlich Facetten, die so gar nicht in das bisher so mühsam erarbeitete Autismus-Bild zu passen scheinen…

Da müssen auf einmal die bisher angenommenen autistischen Besonderheiten neu gedacht werden und vor allem ganz andere Wege beschritten werden…

 

Das Kind scheint explosiv, aggressiv, herrisch… Die Eltern sind vorsichtig im Umgang, nutzten keine der sonst in der Arbeit mit Autisten so hochgelobten Pläne und Strukturen, da diese nicht nur nicht helfen sondern die Situationen eher noch verschlimmern, und scheinen ihrem Kind hilf- und willenlos ausgeliefert zu sein… Sie vermeiden Anforderungen an ihr Kind, große und auch ganz klitzekleine, versuchen erkennbare Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, stehen oft einem Kind gegenüber, dass sie anschreit und beschimpft und scheinen das alles irgendwie wegzustecken… ja sie wehren sich gar nicht…

 

Und ganz ehrlich: die Eltern machen in diesem Falle alles richtig!

 

PDA-Kinder brauchen Stressreduktion! Noch mehr, als wir es in der Arbeit mit Autisten sowieso schon gewöhnt sind. Je weniger Stress umso besser können Autisten mit zusätzlichen PDA-Profil auf scheinbar ganz einfache, alltägliche Anforderungen reagieren.

Wenn der Vater ohne weitere Diskussion das vom Kind geforderte 3. Eis bringt, tut er das nicht, weil er seinem Sohn zu Diensten ist. Vermutlich hat Papa vorher gut abgewogen, wie stressig der Tag seines Sohnes bisher bereits war und was eine Verweigerung der weiteren Süßigkeit womöglich zur Folge gehabt hätte - im schlimmsten Falle einen mehrstündigen Meltdown mit Schreiattacken und mehr…

 

Denn Papa kennt seinen Sohn schon dessen ganzes Leben lang und beobachtet jeden Tag die Kämpfe, die sein Kind mit sich und der Welt austragen muss. Papa weiß, dass sein Sohn nicht „kontrollsüchtig“ aus irgendeiner egoistischen oder böswilligen Absicht ist. Er weiß, dass sein Sohn bereits die kleinsten Anforderungen als einen totalen, existenzbedrohenden Kontrollverlust erlebt, der pure Panik auslösen kann.

 

Und nein, das muss man nicht verstehen oder nachvollziehen können… Es hilft, wenn man es akzeptiert.

 

Nun ist es aber sehr wichtig, dass die Eltern von autistischen Kindern wirklich gut für sich sorgen!

Denn das Leben, das sich oft anfühlt wie der Gang auf rohen Eiern, ist wahnsinnig fordernd und anstrengend! Für alle Beteiligten!

Und ihr, liebe Eltern, müsst gut auf euch aufpassen, damit ihr wiederum euren Kindern ein möglichst fröhliches und erfülltes Leben ermöglichen könnt. Und dazu braucht es kraftvolle, positive Eltern!

 

Schaut genau, was ihr braucht, was euch gut tut. 

Sorgt für Auszeiten, schafft euch Raum für ein eigenes Hobby, nutzt ggf. Angebote wie Meditation, Yoga, Achtsamkeitstraining, ihr dürft auch gern selbst psychologische Hilfe oder ein Coaching annehmen!

Erkennt, benennt und wahrt eure Grenzen! Macht deutlich, was für euch in Ordnung ist und was nicht. Sprecht klar aus: „Ich möchte heute nur mit dir quatschen und keine Erziehungstipps bekommen.“, „Mein Umgang mit meinem Kind hat gute Gründe und ist nicht verhandelbar.“, „Danke für Dein Angebot, mir im Haushalt zu helfen, aber danke nein.“.

 

Manchmal wird diese notwendige Form der Selbstfürsorge vielleicht dazu führen, dass einige weitere Bekannte sich vor den Kopf gestoßen fühlen und sich zurückziehen - aber ganz ehrlich, das ist womöglich auf Dauer entspannter…

 

Wir brauchen Menschen um uns herum, die offen, neugierig und möglichst vorurteilsfrei sind.

Denn „man tut“ und „man macht“ hilft weder uns noch unseren autistischen Kindern in irgendeiner Form weiter.

 

An dieser Stelle fällt mir wieder ein oft zitierter Spruch ein:

Nimm´ keine Ratschläge von Personen an, die du selbst nicht um Rat gefragt hättest.

😊

 

In diesem Sinne:

Bleibt neugierig aufeinander. 🍀




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